Aktuelle Debatte Zukunftszentrum – Liebscher: Plauen und Leipzig können uns den Weg in die Zukunft weisen

„Sachsen – das Land der friedlichen Revolution. Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation gehört nach Plauen und Leipzig.“

Sehr geehrter Herr Präsident,
werte Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete,

die Stimmung der heute so genannten Wendejahre ist in den Erinnerungen vieler Bürgerinnen und Bürger, die vor über 30 Jahren dabei waren, auch heute noch sehr präsent. Ich lausche als Wahl-Vogtländer mit Gänsehaut den Berichten vom Herbst ’89. Es sind diese Sächsinnen und Sachsen, die unsere Geschichte geschrieben haben. Es sind jene mutige Menschen, die es wagten, im Oktober ’89 den friedlichen Protest auf die Straßen zu tragen. Ich möchte an dieser Stelle eine Zeitzeugin zu Wort kommen lassen, die die Bewegung in Plauen aktiv mitgestaltet hat.

Ich zitiere: „Wir haben uns damals engagiert für demokratische Reformen in einem undemokratischen Land. Die Veränderungen, die daraus geworden sind, hätten wir – glaube ich – alle so nicht erwartet. Es gab viele positive Entwicklungen. Aber es gab auch negative Effekte. Transformationsprozesse sind nie geradlinig, aber oft notwendig. Das Wichtigste für mich: Demokratie und Meinungsfreiheit haben wir erreicht. Und wir müssen sie heute wieder verteidigen gegenüber Menschen, die glauben, in einer Diktatur zu leben und die die Würde anderer in Frage stellen. Gerade deshalb brauchen wir in Leipzig und Plauen das Transformationszentrum: Wir haben für die Demokratie damals einiges riskiert. Wir sind dankbar, jetzt in einer zu leben. Und wir wollen aufklären, über wirkliche Diktaturen.“ Zitat Ende Diana Zierold

Werte Kolleginnen und Kollegen,

warum unterstützen wir als BÜNDNISGRÜNE die partnerschaftliche Bewerbung von Leipzig und Plauen als Standorte für das Zukunftszentrum ‚Deutsche Einheit und Europäische Transformation‘? Neben Leipzig, der Metropole mit internationaler Strahlkraft, gilt Plauen als das Symbol der Friedlichen Revolution. Es waren die Menschen in dieser Stadt, die – wie vielerorts – den Stein ins Rollen brachten. Plauen im Vogtland liegt in direkter Nähe zur bayerischen Grenze. Hier war die Teilung unmittelbar spürbar. Die Proteste in Plauen fußten bereits auf programmatischen Forderungen, wie die der ‚Initiative zur Demokratischen Umgestaltung‘. Die Forderungen für Reisefreiheit, der Reformation des Wahlsystems sowie für Pressefreiheit wurden aus Plauen begleitet von den Rufen „Wir sind das Volk!“. Erstmalig folgten am 07. Oktober 1989 in Plauen Tausende dem Aufruf zur Demonstration. Die Stimmung an diesem 40. Jahrestag der Gründung der DDR war trotz vieler Unsicherheiten entschlossen. Dem besonnenen Einsatz des damaligen Superintendenten Küttler ist es zu verdanken, dass der erste Dialog zwischen Staatsmacht und Demonstranten friedlich verlief. Bis zu den ersten freien Wahlen setzten sich die Demonstrationen in Plauen, Leipzig und vielen anderen Städten fort. Dank des Engagements dieser Menschen war konstruktiver politischer Austausch möglich. Die Gründung des „Neuen Forums“ wurde eingeleitet. In beispielhaftem Einsatz wurden in der Folgezeit Bürgerforen abgehalten und Gespräche geführt. Nicht nur gelebte Demokratie, werte Kolleginnen und Kollegen, auch der europäische Geist, dessen Grundstein vor über 30 Jahren gelegt wurde, zeigt sich in den Verbindungen zu zahlreichen europäischen Partnerstädten der Stadt Plauen, welche heute durch bürgerschaftliches Engagement gelebt werden.

Werte Kolleginnen und Kollegen,

die Geschichte der Menschen in unserem Land zeichnet sich durch ihre einzigartige Stärke aus, tiefgreifende gesellschaftliche Umbrüche zu gestalten. Der Geist von ’89 war trotz der Ungewissheit über den Ausgang von Hoffnung und Mut geprägt. Die Menschen in Sachsen initiierten einen bedeutenden Transformationsprozess. Heute sind Erinnerungen des Umbruchs vielen von uns klar vor Augen. Wir empfinden Unruhe. Viele Menschen sprechen mit mir von ihrer Angst vor Einschnitten. Wir stehen erneut am Beginn einer politischen Veränderung der europäischen Welt. Ich unterstütze die partnerschaftliche Bewerbung von Plauen und Leipzig für das Zukunftszentrum Transformation mit Herz und nach Kräften. Denn ich bin überzeugt: In Plauen und Leipzig weiß man, was Umbrüche bedeuten. Hier lebt Mut und hier lebt Demokratie. Hier, meine Damen und Herren, sind die Geschichten lebendig, die uns den friedlichen Weg des Dialoges in die Zukunft weisen können.

Arbeit & Wirtschaft | | 22.09.2022

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