Roboter-Räder und Radweg in Freiberg

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Gerhard Liebscher hat sich am Freitag über Verkehrsprojekte für die Zukunft in Freiberg erkundigt. Die Stadt hat auf dieser Strecke Einiges zu bieten.

Er werde sich persönlich bei Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) dafür einsetzen, dass an der Staatsstraße 190 zwischen Freiberg und Hilbersdorf ein Radweg gebaut wird. Das hat Gerhard Liebscher als Landtagsabgeordneter der Grünen am Freitag bei einem Vororttermin per Fahrrad erklärt. Das Treffen nach der Sommerpause stehe schon fest, so der gebürtige Heidelberger: „Ob ich in dieser Sache etwas erreiche, kann ich natürlich noch nicht versprechen.“ Zweifel am Gelingen sind berechtigt – doch dazu später.

Erfolg versprechender für die Mobilität der Zukunft erscheinen da zwei Projekte, die sich der Grünen-Politiker ebenfalls am Freitag in Freiberg angesehen hat. Das erste heißt „R4R - Ready for Robots?“, was sich mit „Bereit für Roboter?“ übersetzen lässt. Manch Freiberger hat auf dem Weg durch die Altstadt bereits den „Robby“ gesehen, den die TU Bergakademie Freiberg für ihren Teil der Forschungen nutzt. Das vierrädrige Gefährt erinnert an einen Handwagen ohne Deichsel. Die braucht es auch nicht, denn es fährt mit Batteriestrom – und autonom. Noch begleiten ihn Wissenschaftler aus Sicherheitsgründen und um die Reaktionen der Passanten zu studieren. Mit Letzteren muss „Robby“ ebenso klar kommen wie etwa mit dem Zustand der Wege, den Lichtverhältnissen und Wettereinflüssen.

„Das ist ein sehr komplexes System“, erläutert Professor Sebastian Zug vom Institut für Informatik. Denkbar wäre, so der Fachmann für Softwareentwicklung und Robotik, „Robby“ später als Pizzaboten einzusetzen: „Auch bei den Lieferdiensten ist das Personal knapp.“

Bis dahin muss der Roboter aber noch viel lernen. Wenn beispielsweise ein Händler eine Schaufensterpuppe vor sein Geschäft gestellt habe, so Professor Zug, halte das Gefährt an und warte, bis der „Mensch“ aus dem Weg gehe. Auch das Erkennen einer Hundeleine zwischen Herrchen oder Frauchen und dem Tier bereite Probleme.

Die Stadt Freiberg unterstütze die Forschungen, betont der Robotik-Professor. So würden Geländedaten zur Verfügung gestellt und Sondergenehmigungen für Testfahrten erteilt. Allerdings zeichne sich bereits eine Debatte darüber ab, wo derartige Roboter künftig fahren sollen: „Manche würden sie am liebsten auf Radwegen sehen, andere wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub aber wollen sie dort gar nicht haben.“

Als Garage für „Robby“ & Co. könnten ähnliche Boxen dienen, wie sie jetzt für das Projekt „Steigt um!“ am Freiberger Bahnhof und am Großen Hörsaal an der Winklerstraße errichtet worden sind. Das sieht zumindest Thomas Schumann vom Institut für Elektrotechnik so. Er betreut das Forschungsvorhaben, mit dem ein Verleihsystem für Lastenfahrräder etabliert werden soll. Die ersten beiden Räder seien bei der Städtischen Wohnungsgesellschaft in den „Mineralienhöfen“ im Stadtteil Friedeburg stationiert: „Da sind einige SWG-Mieter bereits auf den Geschmack gekommen – pro Tag ist mindestens ein Rad im Einsatz.“ Insgesamt sollen 13 Lastenräder in der Pilotphase bis Ende Mai 2024 zur Verfügung

Während das Lastenfahrrad-Projekt dann ab Juni 2024 auch auf Nutzer außerhalb von TU und SWG ausgeweitet werden soll, sieht es für den eingangs erwähnten Radweg entlang der Staatsstraße 190 nach Hilbersdorf nicht gut aus. Eine Weiterführung der Planung sei wirtschaftlich nicht darstellbar, erklärt Tom Kunze vom Freiberger Tiefbauamt: „Ursache hierfür sind im Wesentlichen notwendige Eingriffe in umweltfachliche Belange und die daraus resultierenden sehr langwierigen Planungs- und Genehmigungszeiträume verbunden mit erheblichen Kostensteigerungen.“ Als Alternative sei vorgesehen, eine Variante über Halsbach und das Muldental planerisch weiter zu untersuchen. Zur Einbindung in das Freiberger Radwegenetz müssten dabei an der B 173 bei Halsbach etwa 100 Meter Radweg neu gebaut werden, so der Amtsleiter: „Mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr wird zurzeit über den weiteren Verlauf der Realisierung der Alternativvariante beraten.“

Verkehr | | 13.08.2023

Zurück