Vielfältige Reaktionen zum Stellenabbau bei VW in Zwickau
Vertreter der Ampel-Parteien weisen eine Mitschuld an der Misere zurück - und nehmen Sachsens Ministerpräsidenten ins Visier.
Die Ankündigung von Volkswagen, 269 befristete Verträge am Standort Zwickau nicht zu verlängern, hat am Donnerstag zu Reaktionen sächsischer Politiker geführt. „Die Absatzprobleme lassen sich aber nicht auf die Politik schieben, sondern liegen in der Modellpolitik des VW-Konzerns begründet“, sagte mit Torsten Herbst einer der Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion. Anders als BMW setze VW bei Antrieben ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge und mache sich damit allein von der Nachfrage nach E-Autos abhängig. „Offensichtlich sind auch nicht alle neuen E-Autos von Volkswagen so attraktiv, dass sie in Deutschland und Europa stark nachgefragt werden“, fügte der Dresdner hinzu.
Herbst reagierte damit auf Vorhaltungen, die neben dem Automarktkenner Ferdinand Dudenhöffer etwa auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber geäußert hatte. Nach Ansicht des Zwickauers ist für den Stellenabbau „maßgeblich die ideologische Politik der Ampel-Koalition verantwortlich“. Körber hatte darauf verwiesen, dass seit Anfang September die gewerbliche Förderung für E-Fahrzeuge entfallen ist und zudem schon zu Jahresbeginn die staatlichen Zuschüsse für private Käufer von Elektrofahrzeugen deutlich reduziert worden war. Damit habe die Ampel aus SPD, Grünen und FDP „gezeigt, dass sie kein verlässlicher Partner für die Menschen ist, die persönlich in Klimaschutz investieren wollen“.
Der Liberale Herbst argumentierte hingegen, dass sich die Absatzprobleme von VW angesichts des deutlich gestiegenen Anteils von E-Autos an Neuzulassungen in Deutschland nicht mit abgesenkten Kaufprämien begründen ließen: „Staatliche Subventionen kann es immer nur für eine Technologieeinführung geben, nicht für den Absatz ausgereifter Produkte im Massenmarkt.“
Herbsts Koalitionskollege Carlos Kasper (SPD) stellte fest, dass bei der Suche nach Gründen, warum VW in Zwickau „momentan nicht hundertprozentig geradeaus fährt“, auch das Management in der Pflicht sei, die eigene Arbeit kritisch zu beleuchten. „Denn wir sehen auch: Bei anderen Elektroauto-Herstellern in Deutschland läuft es besser.“ Zugleich nahm der Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis Zwickau aber Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) ins Visier. „Was wir in Sachsen ganz bestimmt nicht brauchen, ist ein wankelmütiger Ministerpräsident, der mit nebulösen Äußerungen dem Standort Zwickau und der Elektromobilität insgesamt Schaden zufügt.“ Kretschmer sollte stattdessen „dafür sorgen, dass Sachsen ein starkes Industrieland bleibt“.
Dem Grünen-Landtagsabgeordneten Gerhard Liebscher kam der Name Kretschmer zwar nicht über die Lippen, dennoch dürfte sich der Regierungschef von seiner Kritik angesprochen fühlen: Es sei „niemandem geholfen, die Antriebswende zu ignorieren und Innovation zu verzögern“, erklärte Liebscher. Und: „Hämische Kommentare über E-Mobilität schaden an einem Tag wie heute mehr denn je und sind kontraproduktiv.“
Kretschmer hatte bereits am Dienstagabend - zu einem Zeitpunkt, als die Stellenabbau-Pläne noch gar nicht offiziell bestätigt waren - Kritik an der VW-Strategie geübt. Auf einer CDU-Regionalkonferenz in Riesa hatte er nicht nur angekündigt, dass es „bedauerliche Nachrichten“ von Volkswagen in Sachsen geben werde, sondern auch, dass „eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen zumindest zeitweise dort erst mal nicht mehr arbeiten können“.
Arbeit & Wirtschaft | | 15.09.2023